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Unternehmen entwickeln oft ihren ganz eigenen Mikrokosmos – inklusive einer speziellen Sprache. Diese funktioniert auf vielseitige Art. Aussagen, die auf den ersten Blick positiv oder scheinbar nebensächlich klingen, können versteckte Bedeutungen haben. Manche Arbeitgeber umgehen problematische Situation durch flachsige Bürosprüche und Floskeln, während andere leere Phrasen nutzen. Arbeitnehmer sollten deshalb genau hinhören, um Anspielungen vom Chef und von Kollegen rechtzeitig zu erkennen.

Bürosprüche und was sie wirklich bedeuten

In der typischen Bürosprache haben sich zwei Phänomene herausgebildet: Zum einen leere Phrasen. Andererseits Wortgruppen mit einer internen Bedeutungsänderung. Sie werden von allen Mitarbeitern eines Unternehmens gleichermaßen genutzt – vom Auszubildenden bis zum Geschäftsführer. Oft steckt eine lustige Begebenheit oder eine Marotte eines Kollegen hinter Bürosprüchen, die alle Mitarbeiter kennen. Dadurch kann die Aussage eine ganz andere Bedeutung haben, die nur Eingeweihte verstehen. In fast jedem Unternehmen gibt es diese Sprüche. Durch langjährige Zusammenarbeit kennen sich Teams oft so gut, dass die Antworten vom Chef oder Kollegen in einer bestimmten Situation vorhersehbar sind. Erfolgt dann tatsächlich der erwartete Bürospruch bringt es im besten Fall alle zum Schmunzeln. Einige Vorgesetzte setzen immer wiederkehrende Floskeln auch gezielt ein, um Regeln und Werte auf lockere und lustige Weise zu prägen.

Nur ein Spruch oder gibt es eine tiefere Bedeutung?

Floskeln und leere Phrasen benutzen wir alle im Alltag, wenn wir etwas ausschmücken oder uns nicht festlegen wollen. Bürosprüche lockern den Arbeitsalltag auf – wenn sie gut sind. Auf Facebook werden die Sprüche oft geteilt, weil jeder sie aus seinem Büroalltag kennt. Aber Vorsicht: Hinter manchen harmlos klingenden Spruch verbirgt sich eine Arbeitsaufforderung oder eine Kritik. So kann der Chef gut verpackt erklären, dass Überstunden anstehen: „Um unsere Performance zu verbessern, wollen wir unsere Arbeit noch ergebnisorientierter gestalten.“ Ebenso gibt es Strategien, um Kollegen oder Mitarbeiterideen zu übergehen: „Bei Gelegenheit kommen wir auf den Vorschlag zurück.“ oder „Vorerst halten wir an den bewährten Methoden fest.“ Wer diese leeren Phrasen hört, sollte kritisch nachfragen: Welche Veränderungen sind nicht gewünscht? Welche konkreten Gründe sprechen gegen die Idee des Angestellten?
Eine Unterkategorie dieser leeren Phrasen sind Halbsätze. „Ich bin da dran!“ bedeutet da oftmals, dass die Aufgabe noch nicht mal begonnen wurde. Folgt ein „Ich bin da ganz bei Ihnen“ auf neue Vorschläge, heißt das noch lange nichts, dass der Kollege die Idee aktiv unterstützen wird. Keine dieser Floskeln bietet einen Mehrwert im Gespräch – außer, eben auch etwas gesagt zu haben. In diesen Fällen handelt es sich nicht um einen Bürospruch, sondern um einen Lückenfüller. Hier wird eine konkrete Aussage vermieden.

Bürosprüche und leere Phrasen: Team sitzt lachend mit PCs am Schreibtisch.
Sprücheklopfer bringen ihre Kollegen oft zum Lachen. Doch Vorsicht: Die Sprüche dürfen nicht auf Kosten anderer gehen.

Bürosprüche – lustig oder nicht?

In fast jedem Team gibt es einen Sprücheklopfer. Meistens sind die Kollegen humorvoll und beliebt. Einige setzen aber ihren Spruch gezielt ein, um andere abzuwerten und sich selbst besser darzustellen. Auch wenn alle Kollegen herzhaft lachen, kann ein immer wiederkehrender Spruch für den einzelnen sehr verletzlich sein. In diesem Fall sollte durch ein klärendes Gespräch eine klare Grenze gesetzt werden. Nicht jeder Bürospruch muss klaglos hingenommen werden. Wenn Sie wortgewandt sind, beenden Sie die Sprücheklopferei mit einer deutlichen und schlagfertigen Antwort. Lassen Sie sich nicht mit einem „Nichts für ungut.“ beschwichtigen, sondern weisen Sie bestimmt darauf hin, dass Sie diesen Spruch nicht mehr hören möchten.

Im Spaß gesagt – im Ernst gemeint

„Hat der Wecker heute wieder zu leise geklingelt?“ „Die Frühjahrsmüdigkeit scheint Sie in letzter Zeit deutlich zu plagen“ Diese und ähnliche Sprüche enthalten eine deutliche Botschaft und sollten nicht ignoriert werden. Oft verstecken Chefs und Kollegen Kritik hinter einem lockeren Spruch, um weitere Diskussionen zu umgehen. Wer diese Sätze als lockere Bürosprüche einstuft, wird in Kürze eine deutliche Rüge erhalten. Denken Sie also besser darüber nach, ob die versteckte Kritik berechtigt ist und verändern Sie gegebenenfalls Ihr Verhalten.

Bürosprüche und leere Phrasen: Chef sitzt mit zwei Mitarbeitern am Konferenztisch.
Lesen Sie auch zwischen den Zeilen: Oft wird Kritik in lockeren Sprüchen geäußert, um offene Konflikte zu vermeiden.

Warum Floskeln und Bürosprüche mit Bedacht eingesetzt werden sollten

Floskeln gehören zur alltäglichen Kommunikation, nicht nur im beruflichen Umfeld. Wie Redensarten und Sprichwörter übermitteln sie schnell und verständlich eine komplexe Botschaft. Wer von sich weiß, dass er zu diesen rhetorischen Mitteln neigt, braucht also nicht seine Sprechgewohnheiten komplett umzuwerfen. Dennoch sollten Floskeln im Arbeitsleben nur in Maßen eingesetzt werden. Zum einen wirken leere Phrasen schnell genauso: inhaltsleer. Zum anderen können Sie damit Ihr Gegenüber auf die Palme bringen. Den in Projekten und der täglichen Büroarbeit erwartet der Chef oder der Kollege eine konkrete Antwort, um weiter arbeiten zu können.

Wenn Sie zu den Kollegen gehören, die im Büro gern einen lockeren oder lustigen Spruch loswerden, denken Sie immer daran: Entscheidend ist, wie die Kollegen den Spruch verstehen. Auch wenn Sie es nicht böse meinen, kann der täglich wiederkehrende Bürospruch anderen anderen auf die Nerven gehen. Deshalb sollten Bürosprüche wohl dosiert verwendet werden. Richtig platziert bringt ein lustiger Spruch im Büro den Chef und die Kollegen zum Lachen und den Arbeitsalltag in Schwung.

Diese Bürosprüche sollten Sie auf jeden Fall vermeiden:

  • „Die Arbeit ruft!“ Sag ihr, ich ruf zurück!
  • Ich denke, also bin ich hier falsch.
  • Hat wieder keiner geklatscht, als ich ins Büro kam.
  • Ich wäre dann bereit für das nächste Wochenende.
  • Hier gibt es Tage, da bekomme ich ein Schleudertrauma vom Kopfschütteln.
  • Der Hirntod bleibt ja bei vielen jahrelang unbemerkt.
  • Regeln sind da, um gebrochen zu werden.
  • Wollen Sie den Chef sprechen oder jemanden, der sich auskennt.
  • Mit einem Zelt wäre der Zirkus hier komplett.“

Foto: AdobeStock-Andrey Popov